Pflanzen, pflegen, arbeiten.

Der heutige Predigttext Jesaja 5,1-7 erzählt eine Geschichte des Scheiterns: Ein Mann legte einen Weinberg auf fruchtbarem Grund an. Er grub um, entfernte die Steine und pflanzte edle Reben. Doch trotz all der Mühe und Pflege brachte der Weinberg nur schlechte Trauben. Er wird wütend und beschließt, den Weinberg zu zerstören, indem er ihn dem Verfall preisgibt.

Jesaja erzählt diese Geschichte als Gleichnis für die Beziehung Gottes zu seinem Volk. Die Menschen, an denen Gottes Herz hing, waren schlecht geraten und provozierten so Gottes strafende Wut.

Glücklicherweise kennt die Bibel nicht nur solche schwarze Pädagogik. Was mich an der Geschichte anspricht, ist nicht der strafende Gott, sondern Gott, der mühsam einen Garten anlegt, bepflanzt und pflegt in der Hoffnung gute Früchte zu ernten.

Auch uns geht es oft so: wir investieren Arbeit, Zeit und Herzblut in ein Projekt und müssen dennoch erleben, dass es scheitert. Das erleben wir in der Arbeit, in Beziehungen und auch im privaten Bereich. Gerade Corona hat uns gezeigt, wie machtlos wir manchmal gegenüber äußeren Mächten sind.

Dagegen ist die Vorstellung von Gott, der liebevoll einen Garten anlegt, für mich ein Hoffnungsbild. Es zeigt mir, dass es sich lohnt, Arbeit, Zeit und Mühe zu investieren, auch wenn der Ausgang ungewiss ist. Wer pflanzt, pflegt und behütet, lässt sich nicht entmutigen, sondern beweist einen langen Atem.

Lieben und arbeiten sind die Grunddimensionen des menschlichen Lebens. Dazu gehören auch Rückschläge und Enttäuschung. Doch nur, wer arbeitet und liebt, entfaltet das Potential, das uns als Ebenbilder Gottes mitgegeben ist.

„Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte.“ (Jesaja 5,1f)

Lasst uns diesen Garten bebauen, auf dass er gute Früchte bringe: in unserem Leben, für die Gemeinschaft aller Menschen, als Ebenbilder Gottes.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Gernot Mischitz

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