Ihr seid frei!
Was mich an der Bibel immer wieder beeindruckt, ist ihre absolute Parteinahme für Menschen am Rande: Zöllner, Bettler, Kranke, verlorene Söhne und Töchter. Nicht die Etablierten werden in den Blick genommen, sondern die, die leiden, krank sind, eingesperrt oder ökonomisch benachteiligt.
Krankheit, Armut und Leiden gibt es auch in unserer Zeit, gerade jetzt verschärft durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Da gilt es für uns Christinnen und Christen genau hinzuschauen und befreiende Schritte aus der Misere zu wagen.
Die Befreiungsbotschaft der Bibel beginnt mit dem Sabbatgebot – am siebten Tage sollt ihr ruhen -, hat eine tiefe Wurzel in der Geschichte von der Befreiung der Israeliten aus Ägypten, setzt sich in vielen kleinen Geschichten von Ermutigung und Ermächtigung fort und mündet – für uns Christinnen und Christen – in der Geschichte des Jesus von Nazareth.
Jesus von Nazareth, der Menschen angenommen hat, wie sie sind; Jesus von Nazareth, der uns die Liebe Gottes bezeugt hat durch sein Tun und Handeln und uns dadurch zum Christus, zum Gesalbten, geworden ist.
Lukas erzählt in seinem Evangelium, wie Jesus sich selbst in diese Tradition der Befreiung stellt, indem er die Worte des Propheten Jesaja auf sich bezieht: „Der Geist des Herrn hat von mir Besitz ergriffen. Denn der Herr hat mich gesalbt und dadurch bevollmächtigt, den Armen gute Nachricht zu bringen. Er hat mich gesandt, den Verzweifelten neuen Mut zu machen, den Gefangenen zu verkünden: »Ihr seid frei! Eure Fesseln werden gelöst!«“ (Jesaja 61, 1)
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen zweiten Adventsonntag und Nikolaustag!
Ihr Pfarrer
Gernot Mischitz
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