Fürchtet euch nicht!

Ich schreibe diese Zeilen angesichts der wechselhaften Entwicklung der Corona-Pandemie, die uns in eine Achterbahn der Gefühle und Maßnahmen geworfen hat, und unter dem Eindruck des schrecklichen Terroranschlags in Wien. Das Jahr 2020 war ein schwieriges und hat für viele Menschen in unserem Land großes Leid mit sich gebracht: Krankheit und Einsamkeit, Arbeitslosigkeit und Verunsicherung, Tod und Trauer.

Angesichts all des Leids und der Angst, die viele von uns befällt, taucht in mir der Satz „Fürchtet euch nicht!“ auf. 46 mal kommt dieser Satz – in Variationen – in der Bibel vor, der Satz „Fürchte dich nicht!“ gar 69 mal. Angst und Furcht waren und sind wohl menschliche Grundgefühle durch alle Zeiten hinweg. Glaube und Religion sind auch Heilmittel gegen die Angst, wenn sie versuchen, Trost, Hoffnung und Zuversicht zu spenden.

Mir geht es nicht darum, berechtigte Angst oder Furcht zu diffamieren; Angst und Furcht sind wichtige Warnhinweise, die uns auf Gefahren aufmerksam machen und uns zum Handeln auffordern. Wenn Angst und Furcht aber zum Terror werden, zum Schrecken, angesichts dessen wir unfähig werden etwas gegen die Ursachen unserer Angst zu unternehmen, dann hat die Gefahr, dann hat das Virus, dann hat auch der Terrorist sein Ziel erreicht.

„Fürchte dich nicht!“ – dieser Satz bedeutet „Stelle dich deiner Angst. Bezwinge deine Furcht, damit du fähig wirst zu handeln und der Gefahr entgegenzutreten.“ So wie Polizistinnen und Polizisten dem Terror-Schützen entgegentreten, so wie Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger den Kampf gegen das Virus aufnehmen. Auch sie haben Angst, doch sie überwinden ihre Furcht, um größeren Schaden abzuwenden.

„Fürchte dich nicht!“, das lassen wir Christinnen und Christen uns von Gott zusprechen, viele Male in der Bibel, im Gottesdienst, im gelebten Alltag des Glaubens. Glauben, das heißt auch vertrauen – vertrauen auf ein Getragensein jenseits der Angst, ein Grundvertrauen ins Leben.

So wünsche ich Ihnen, dass Sie dieses Grundvertrauen spüren, dass Sie getragen seien von einer Hoffnung, von Zuversicht auf das Gute im Leben. Seien Sie behütet in allen Stürmen des Lebens, von der Krankheit, über Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit, bis hin zu jenen Augenblicken, in denen Sie, in denen wir dem Tod ins Auge blicken.

„Fürchte dich nicht!“
wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer Gernot Mischitz

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