Auf dem Weg des Friedens
Wir alle haben Vorgängerinnen und Vorgänger. In der Familie unsere Eltern und Großeltern; in der Gesellschaft all die, die in vergangenen Zeiten diese unsere Gesellschaft geprägt und mitgestaltet haben.
Auch im Glauben haben wir Vorgängerinnen und Vorgänger, die Bibel bezeugt sie uns in unzähligen Geschichten und Berichten: Abraham und Sara, Noah und seine Söhne, Mose und die Propheten. Auch tapfere Frauen sind darunter wie die Moabiterin Rut oder die schöne und mutige Königin Ester, die die Juden im Perserreich vor dem Tode rettete.
Jesus von Nazareth steht ebenfalls in dieser Reihe von Vorgängerinnen und Vorgängern, Wegbereitern und Wegbereiterinnen des Glaubens, ebenso der, der ihm vorangeht und ihm den Weg bereitet – Johannes der Täufer.
All diese Glaubenszeugen und Glaubensvorbilder stehen in der Tradition der Befreiung und Erlösung, die Gott uns verheißt. All diese Menschen, die vor uns gelebt, geglaubt, geirrt und vertraut haben, stehen auch für ein ständiges Ringen um Gerechtigkeit und die Frage nach richtig oder falsch.
Als Menschen sind wir täglich mit ethischen Entscheidungen konfrontiert und unser Glaube gibt uns dafür Orientierung. Im Advent, der einmal eine Fastenzeit war, sind wir aufgefordert in uns zu gehen und unsere persönlichen Wertungen zu hinterfragen: Im Hinblick auf die Menschen, die uns nahestehen und mit denen wir täglich zu tun haben; im Hinblick auf die scheinbar fernen Menschengeschwister auf der ganzen Welt.
Wenn wir aus Gottes Zusage leben, dürfen wir auch aus den Erfahrungen, Irrwegen und Hoffnungen unserer Väter und Mütter im Glauben schöpfen und daraus lernen. Dazu ermutigt uns die Bibel Tag für Tag.
Für uns Christinnen und Christen ist Jesus von Nazareth, den wir Christus nennen, der wichtigste Zeuge für Gottes Liebe; er ist uns Beispiel und Vorbild, Richtmaß und Schlüssel für unser Verständnis der biblischen und religiösen Überlieferung. Deshalb nennt ihn die Tradition „Sohn Gottes“.
Wenn wir nun im Advent das Kommen dieses Gottessohnes erwarten, dann sind wir unterwegs mit all den Vorgängern und Nachfolgern Jesu, zu denen auch wir gehören: Franz von Assisi, Martin Luther King, Dietrich Bonhoeffer; Simone Weil, Dorothee Sölle, Nadia Bolz-Weber.
Wenn wir im Advent das Kommen des Messias, des Christus, des Menschensohnes erwarten, dürfen wir gewiss sein, dass unsere Fehler und dunklen Seiten von ihm nicht gutgeheißen, aber liebevoll angenommen sind.
„Denn unser Gott ist voll Erbarmen. Darum wird auch der helle Morgenglanz aus der Höhe zu uns kommen, um denen Licht zu bringen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes leben, und um unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu lenken.« (Lukas 1, 78f)
Einen friedvollen Advent wünscht Ihnen
Pfarrer Gernot Mischitz
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