Tom Preston im Interview

Was hat Popularmusik mit Religion zu tun?

Unsere Sehnsüchte und Fragen, ja unser Zweifel und und unsere Verzweiflung sind ein Teil des Lebens und ein Teil des Glaubens. Die ganze Bibel ist voll davon. Wenn die Kirche das nicht erkennt und anspricht, ist das schade. Luther hat gesagt, dass wir ‚dem Volk aufs Maul schauen‘ sollten. Die Lebenswelt der Menschen zu verstehen, auch die Politik, gehört zu unserer seelsorgerlichen Aufgabe.

Welche Musik berührt dich persönlich am meisten?

Musik gefällt mir am meisten, wenn das Herz angesprochen wird. Das ist natürlich eine subjektive Sache. Brahms‘ Serenaden und ein Klavierkonzert von Mozart sprechen mich tief im Herzen an. Einige Lieder von U2 oder den Beatles oder von Reinhard Fendrich auch! Ein Jazz-Arrangement von Herbie Hancock über ein Lied von Joni Mitchell bringt mich zu weinen. Und, last but not least, ‚Vertraut den Neuen Wegen‘ aus unserem Evangelischen Gesangbuch erhebt meine Seele und gibt mir Hoffnung.

Hat Musik für dich eine spirituelle Dimension?

Im Theologie-Studium in Boston dachte ich viel über die Inspiration nach, die Pop, Folk und kirchliche Lieder mir schenkten. Als Jugendpfarrer spielte ich am Wochenende mit den Teenies verschiedene Lieder, auch die Texte haben wir oft besprochen. Dieser Spagat zwischen kirchlichen Liedern, neuen christlichen Liedern sowie Pop und Rock war mein ständiger Begleiter. Ich fand, dass Strophen und musikalische Phrasen von Simon and Garfunkel oder U2 mich und viele Menschen viel tiefer – oder anders – angesprochen haben, als kirchliche und christliche Lieder. Alle Musikarten haben für mich eine spirituelle Dimension, da Musik aus dem Herzen kommt und ein großes Geschenk Gottes ist.

Wie bist du zur Musik gekommen?

Nach fünf Jahren Klavier-Unterricht schnappte ich mir 1964 eine Gitarre von meiner Schwester und lernte alle Beatles-Lieder. Nachdem wir zwei Jahre später eine Rockband gegründet hatten, schwankte ich mein ganzes Leben zwischen Pop, Folk, Klassik und christlichem Liedgut.

Welche musikalische Ausbildung hast du absolviert?

1968 entwickelte ich in einer Lebenskrise eine nähere Beziehung zu unserer Reformierten Kirche. Ich lernte wieder Klavier, dann war auch Orgel-Unterricht angesagt. Ich fand Lehrer, die mir Riffs, Finger-Picking und ein bisschen Jazz auf der Gitarre beibrachten. Bei Händels ‚Messias‘ Tenor zu singen war auch eine wichtige Erfahrung.

Was hat dich nach Österreich geführt?

Ich studierte in Kalifornien Deutsch und Musik. 1972 kam ich für ein Semester nach Salzburg. Ein Professor, der mich in Kunst und europäischer Geschichte unterrichtete, hat uns viel von Europa gezeigt. Ich kam in Kontakt mit der Evangelischen Kirche und gewann viele Freunde in Salzburg.

„Heartsongs“ in der Lukaskirche

Am Samstag, 15. Juni, ab 19.30 Uhr präsentiert Tom Preston bei einem Konzert in der Lukaskirche Leonding „Lieder, die unter die Haut gehen“. Gemeinsam mit Kontrabassist James Hornsby und Sängerin Stefanie Preston spielt der gebürtige Kalifornier Lieder von „Peter, Paul & Mary“, Ed Sheeran, Carole King, STS, den Comedian Harmonists und anderen.

Veranstaltungsort: Lukaskirche Leonding, Lehnergutstraße 16.
Einlass ab 19 Uhr, Eintritt freie Spende.